Carolin Anna Magdalena Wenzel * 1982 in München

Carolin Wenzel studierte an der Kunstakademie München Kunstpädagogik, Bildhauerei und Installation und unterrichtet seit 2012 Kunst am Gymnasium.

Bereits während des Studiums begann sie zahlreiche Reisen zu unternehmen, unter anderem nach Ägypten, Marokko, Usbekistan, Armenien, Israel, Japan, USA, Brasilien in den Iran und nach Niederbayern, die bis heute als Inspiration für ihre verschiedenen bildnerischen Arbeiten dienen.

Von 2015 bis 2017 lebte sie in Portugal.

In ihren kulissenhaften Installationen greift sie die Poesie von Tankstellen, Motelzimmern, Hausschreinen und anderen Orten der Durchreise und des Kurzaufenthaltes auf und sammelt ausserdem die Eindrücke der verschiedenen Exkursionen in analogen und digitalen Skizzenbüchern, Fotografien und Zeichnungen.

Auch der Shutdown des Jahres 2020 hinterließ seine hausmütterlichen Spuren- und somit verstricken sich die Motelschilder von einst in textilen Sehnsuchtsgedecken. Es ist angerichtet. Oder hingerichtet bzw. aufgerichtet.

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Irgendwo auf einer Landstrasse zwischen Salamanca und Ávila im Morgengrauen vor der grossen Hitze, auf dem vollbepackten Fahrrad den Seitenstreifen entlang, auf der Suche nach Tostada und Café con leche.

Irgendwo bei Barstow am Rande der Wüste auf dem Weg nach Twentynine Palms über Fledermausland auf der Suche nach einem Motelzimmer mit Fliegenklatsche.

Irgendwo in den nächtlichen Gassen Portos zwischen Azuleijos und abblätterndem Putz, Fischgeruch und Katzengeschrei und matt in warmes Gelb getauchten Balkonen, ganz vom Wein erwärmt auf der Suche nach einem offenen Lokal, dem letzten des Abends, dem allerletzten, weil morgen und so.

Irgendwo an der georgisch-armenischen Grenze, an Hoppers Gasstation, hier steht die also, die poésie des stations-service erkunden, auf der Suche nach dem einsamen Tankwart im gut sitzenden Blaumann schließlich zum Gruppenfoto mit Marschrutka-Fahrer und Camouflage-Buben aufgestellt.

Irgendwo ausserhalb der Orangerie an der Meerenge von Gibraltar, der „détroit de la mer mediteranée“, sehnsüchtiger Blick zur anderen Seite, Wäsche flatternd an der Leine im Nordwind, Salzgeschmack und billiger Fusel. Verheissung Dattelschnaps, der hat schon Eugène in die Knie gezwungen, also den Delacroix Eugène. Es muss hier irgendwo eine Brücke geben, eine Art Hängebrücke- suche schon mal den Auslöser.

Irgendwo im sengenden Dünenmeer auf der Suche nach dem Leuchtturm des vergilbten Zeitungsschnipsels von 1984, Sand und Leute, ein Junge ohne Schuhe aber mit Handy und das Handy mit ihm. Der Fisch filetiert, frittiert, frisiert. Der Frosch unterm Tisch. Solidão superbe.

Warum bewusst die Demonstration der eigenen Geringfügigkeit suchen- sogar darin schwelgen?

Verheissung.

Das Erhabene.

Fernweh.